Ein prächtiges Beispiel norddeutscher Backsteingotik ist das ehemalige Wohnhaus und Verwaltungsgebäude des Archidiakons, Stellvertreter des Bischofs in der Kirche des Mittelalters. Von besonderer Bedeutung ist der reich gegliederte und mit Windlöchern verzierte Staffelgiebel an der Nordseite des um 1407/1408 errichteten Bauwerkes. Neben dem
Marienkirchturm ist das aufwendig sanierte Archidiakonat heute das letzte mittelalterliche Bauwerk am Marienkirchplatz.
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Das ehemalige Verwaltungs- und Wohngebäude des Archidiakons am Marienkirchhof ist eines der schönsten und reichsten Beispiele norddeutscher Backsteingotik.
Es ist vermutlich ein Werk des Baumeisters Hermann Münster, unter dessen Leitung u. a. das Langhaus der Nikolaikirche und Teile der Georgenkirche errichtet wurden.
Das aus der Mitte des 15. Jahrhunderts stammende Gebäude erhielt sein Äußeres in Anlehnung an die Formensprache der "Alten Schule", die ebenfalls am Marienkirchhof stand. Beide Gebäude wurden im April 1945, ebenso wie andere wertvolle Baudenkmale in diesem Bereich, der in der Kunstgeschichte als "Gotisches Viertel" bekannt war, stark beschädigt bzw. zerstört.
Besonderes Augenmerk am Archidiakonat verdient der reich gegliederte und mit Windlöchern verzierte Staffelgiebel an der Nordseite. Die dem Marienkirchhof zugewandte Westseite weist oberhalb der Traufe eine attikaartige Brüstung mit Stichbogenöffnungen und Zinnenbekrönung auf. Der reiche Baudekor besteht aus den für die norddeutsche Backsteingotik typischen glasierten Ziegeln und Formsteinen.
Die 1962/63 nach historischen Plänen durchgeführte Rekonstruktion ließ das Gebäude wiedererstehen, dabei wurde der Südgiebel in vereinfachten Formen aufgeführt.
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