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Am Markt 1 – Rathaus

Das in der Mitte des 14. Jahrhunderts auf einer Grundfläche von 53  x 17 Meter als zweigeschossiger Backsteinbau errichtete Rathaus stellte in der Blütezeit des hanseatischen Städtebundes neben den sich im Aufbau befindlichen Backsteinkirchen St. Georgen und St. Marien schon sehr früh eine beeindruckende profane Anlage am großen Marktplatz dar.

Durch Leerstand und Vernachlässigung unter der langen schwedischen Besetzung stark geschädigt, stürzte 1807 das Dach ein und riss große Deckenbereiche mit herunter. Erst eine beispielhafte Spendenbereitschaft der Wismarer Bürger und Bürgerinnen in nachnapoleonischer Zeit ermöglichte nach mehreren Sicherungsversuchen den Wiederaufbau des Rathauses.

Letzte Forderungen nach einem Abriss ließen 1816 den Hofbaumeister Johann Georg Barca auftreten, nach dessen Plänen das Rathaus von 1817 bis 1819 in Verantwortung der Ratsherren architektonisch erneuert wurde. Dazu wurde der bestehende Bau bis auf die mittelalterliche, kreuzrippengewölbte Tuchhalle, später auch Markthalle inclusive Weinkeller, und die ursprünglich nach drei Seiten offene Gerichtslaube abgetragen und klassizistisch überformt. Zweieinhalbgeschossig mit Seitenrisaliten angelegt, steht heute über dem zentralen Haupteingang hinter einer breiten Treppenfront ein säulengestützter Altan. Durch einen Bombentreffer 1942 beschädigt, beherbergte das Rathaus auch nach dem Ende des zweiten Weltkriegs den Rat der Stadt Wismar als Verwaltungszentrale und Standesamt.

In der Nacht des 18. Dezember 1990 zerstörte ein Feuer den mittleren Teil des Dachstuhls. Durch die Löscharbeiten wurde der zentrale Bereich des Rathauses erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Der sofort begonnene Wiederaufbau stellte bis Ende 1992 nicht nur die den Marktplatz beherrschende klassizistische Hauptansicht wieder her, sondern neben der Grundinstandsetzung der beschädigten Bereiche wurde auf der Nordseite ein externes modernes Treppenhaus mit Aufzug für den barrierefreien Zugang angefügt sowie der kreuzrippengewölbte Keller von Einbauten und Nebenräumen befreit und bis 1996 zu einer öffentlich zugänglichen Ausstellungsfläche gestaltet.
Dafür wurden Städtebaufördermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro bereitgestellt, mit denen baubegleitend auch befundbasierte Restaurierungs- und Rekonstruktionsarbeiten durchgeführt wurden.

Im kreuzrippengewölbte Keller wurden einzigartige figürliche und florale Wand- und Deckenmalereien freigelegt und restauriert und die ursprüngliche Farbigkeit der Deckengewölbe und die mit schwarzen Glasursteinen geschmückten Backsteinoberflächen der Gerichtslaube wieder hergestellt.

Aufgrund unzureichender Gründungsverhältnisse des mittelalterlichen Rathauskellers mit Blick auf die Umbauten im frühen 19. Jahrhundert und den enormen Feuchtigkeitseintrag durch das Löschwasser musste 2008 noch einmal eine umfassende Schwammsanierung der Dachtragwerke über den Seitenrisaliten und eine Risssanierung der Außenfassaden in Angriff genommen werden, in die weitere 542.000,00 Euro Städtebaufördermittel einflossen. Gegenwärtig stehen die technischen Anlagen im Rathaus vor einer digitalen Modernisierung.

Autor: Christiane Bens 
Quelle: Abt. Sanierung und Denkmalschutz