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Alter Hafen Wismar - Umgestaltung einer Gewerbebrache zum touristischen Hot Spot

Nordwestlich der historischen Altstadt schließt sich unmittelbar der Alte Hafen an, welcher seit 2003 zum Sanierungsgebiet gehört.


Die hafenwirtschaftliche Nutzung des zum Welterbe gehörenden Areals geht zurück bis ins 13. Jahrhundert. Bis zur politischen Wende wurde der Alte Hafen vorwiegend für den Getreideumschlag genutzt. Heute überwiegt jedoch die touristische Nutzung.  


Von der Altstadt durch das Wassertor kommend, eröffnet sich einem der Blick auf die Hafenhalbinsel.

Hier befindet sich zu unserer Rechten das sogenannte Zollhaus.

Das zweigeschossige Vorderhaus sowie der Seitenflügel wurden 1879 in Ziegelbauweise errichtet und dienten bis Anfang der 1990er Jahre behördlichen Zwecken (u.a. Wasser- und Schifffahrtsamt).

Heute befinden sich eine Gaststätte und ein Hotel bzw. Ferienwohnungen im Komplex. Die Instandsetzung von Dach und Fassaden erfolgte mit Mitteln der Städtebauförderung 2006/2007

Bild: Zollhaus von 1984

Bild: Promenade mit Reihenhausbebauung (vorne), hinten: Baumhaus (links) und Silo III (Mitte)

Die giebelständige Reihenhausbebauung "Schifferhus“ und "Lotsenhus“ mit kleinen Ladeneinheiten erstreckt sich unmittelbar dahinter.

In der Ferne sind deutlich das Silo III und das Baumhaus erkennbar.

Wenn man die Promenade in Richtung Baumhaus entlang schlendert, fallen besonders die noch heute das Bild prägenden und dominanten Speicherbauten auf. Hierzu gehören der  bereits 1862 errichtete Thormann-Speicher, als auch die zwischen 1935 bis 1940 erbauten Silos I des Getreidehandels G. W. Löwe, Silo II (Kruse-Speicher) und Silo III.

Bild: Thormann-Speicher 2007   

Bild: Kruse-Speicher (links), Werkstatt- und Sozialgebäude (Mitte), Löwe-Speicher (rechts) 2014  

Bild: Silo III 2015

Hierbei handelt es sich um Gewerbebauten, in denen in erster Linie Getreide ein- und ausgelagert bzw. vom/zum Schiff transportiert wurde. Insgesamt hatten diese eine Lagerkapazität von 25.000 Tonnen.

Um diese denkmalgeschützten Gebäude dauerhaft erhalten zu können, waren seit 2004 mehrere Sicherungsmaßnahmen insbesondere im Bereich der Hüllen notwendig, welche mit Städtebaufördermitteln finanziert wurden.

Bild: Thormann-Speicher 2019

Die Hülle des durch seine Fassadengestaltung besonders auffälligen Thormann-Speichers wurde 2009/2011 instandgesetzt. Hierfür wurden auch Städtebaufördermittel eingesetzt.

Das Silo III ist bereits saniert und wird als Domizil für Ferienwohnungen genutzt. Auch hierfür wurden Städtebaufördermittel eingesetzt.

Bild: saniertes Silo III 2019

Zwischen dem Löwe- und dem Kruse-Speicher befindet sich das 1967 gebaute ehemalige Werkstatt- und Sozialgebäude. Es ist der einzige historische Großbau im Alten Hafen, der nicht als Speichergebäude errichtet wurde, sondern als Geschossbau vielfältige unterstützende Funktionen für den Betrieb des Getreideumschlagstandortes in einem Gebäude vereinte.

Bild: Kruse-Speicher (links), Werkstatt- und Sozialgebäude (rechts) 2021

Das ehemalige Werkstatt- und Sozialgebäude ist saniert. Im Erdgeschoss befindet sich ein Digitales Informationszentrum, dessen Schwerpunkt auf der Betreuung von digitalen Existenzgründern auf ihrem Weg in die Selbstständigkeit liegt. In den Obergeschossen befinden sich Ferienwohnungen.

Der Kruse-Speicher befindet sich zurzeit in Sanierungsdurchführung. Auch hier zeichnet sich ein Ende der Sanierungsmaßnahme ab.  

Davor erstreckt sich derzeit eine Brachfläche, deren Neugestaltung im August 2021 begonnen wurde. Hier entsteht bis zum Frühsommer 2022 eine öffentliche Freifläche, die zum Spielen und Verweilen einladen soll.

Bild: Gestaltungsplan

Ein kleines aber ebenfalls prägendes Gebäude ist das backsteinsichtige 2-geschossige Baumhaus am Ende der Hafenhalbinsel, welches Mitte des 18. Jahrhundert erbaut wurde. Auf Höhe dieses Hauses wurde das Hafenbecken mittels eines im Wasser liegenden Baumes abgesperrt. Daher auch der Name. Dach und Fenster wurde mit Mitteln der Städtebauförderung 2001 und 2005 instandgesetzt.

Bild: Baumhaus 1983               

Bild: Baumhaus (links), Neubau Hafenspitze (Mitte), Silo III (rechts) 2021

Um den Alten Hafen überhaupt nutzen zu können bzw. auch attraktiver zu machen, musste erst einmal die entsprechende Infrastruktur geschaffen werden. Hierzu gehören Entwässerungs- und Entsorgungsanlagen, Versorgungsmedien und Verkehrsanlagen wie die Promenaden und Straßen einschließlich der Kaikanten. Diese gab es in der heute sichtbaren Form früher hier nicht. Auch waren große Teile des Hafens bis zur politischen Wende für die Bevölkerung nicht zugänglich.
Die gesamte technische Infrastruktur wurde basierend auf dem Bebauungsplan Nr. 12/91/2 „Misch-, Gewerbe- und Sondergebiet Alter Hafen“ von 2005 bis 2007 geplant und 2007/2008 mit Mitteln des Europäischen Fonds zur Regionalen Entwicklung (EFRE) gebaut. Die Erschließung war Grundvoraussetzung für die Entwicklung des Alten Hafens.

Zudem wurden mehrere Ordnungsmaßnahmen, wie z.B. der Rückbau von Gebäuden und baulichen Anlagen, Geländeregulierungsmaßnahmen, Vermessungsleistungen aus Mitteln der Städtebauförderung in den zurückliegenden Jahren finanziert.

Die Zulässigkeit von Vorhaben im Gebiet des Alten Hafens wird über den schon genannten Bebauungsplan Nr. 12/91/2 „Misch-, Gewerbe- und Sondergebiet Alter Hafen“ geregelt, welcher aufgrund sich abzeichnender Entwicklungen auch schon geändert werden musste.
        
Die im Alten Hafen erzielten Erfolge nach „30 Jahren Städtebauförderung“ sind auf Schritt und Tritt sichtbar. Die Städtebauförderung hat hierzu als „Initialzündung“ für den Sanierungsprozess ihren Beitrag geleistet und auch Bauherren animiert, große Projekte privat voranzubringen. Hierbei handelt es sich um die gut sichtbaren Neubauvorhaben, wie z.B. die giebelständigen Reihenhausbebauungen „Schifferhus“ und „Lotsenhus“, das Parkhaus, ein orthopädisches Ärztezentrum als auch die Bebauung an der Hafenspitze, welche ohne Städtebauförderungsmittel umgesetzt wurden. Den Bauherren sei dafür gedankt.

Bild: Alter Hafen 1987

Bild: Alter Hafen 2006

Bild: Alter Hafen 2021

Das Antlitz des Alten Hafens hat sich im Vergleich zu früheren Zeiten deutlich verändert. Der einst wirtschaftliche Standort ist heute ein touristisch bedeutsames Gebiet für die Hansestadt Wismar.

Bild: Alter Hafen 2021

Noch ist im Alten Hafen nicht alles umgesetzt worden. Der Löwe-Speicher ist zu sanieren und in Nutzung zu bringen. Auch die noch nicht bebauten Bereiche sind einer Bebauung zuzuführen. Somit gibt es in den nächsten Jahren noch einiges zu tun. Die Städtebauförderung kann hierzu weiterhin ihren Beitrag leisten.

Quelle: B. Feichtinger, Bauamt Abt. Sanierung und Denkmalschutz