Die Kunstsammlung des Stadtgeschichtlichen Museums der Hansestadt Wismar ist um einen besonderen Schatz reicher: Im Schabbell an der Schweinsbrücke wurde am 29. August 2024 ein mehr als 120 Jahre alter Paravent übergeben. Dr. Constanze Köster von der Museumsförderung der Fielmann Group AG überreichte das Möbelstück an Ulrike Lebek vom Museumsverein. Der Sichtschutz aus Holz, mit mehreren auf Leinwänden gemalten Bildern verziert, soll - wahrscheinlich ab dem kommenden Jahr - den Dauerausstellungsbereich des Museums zum Thema Schwedenzeit bereichern.
Sowohl die Vorder-, als auch die Rückseite des 1903 entstandenen Paravents sind sehenswert. Auf den sechs durch die Mal- und Zeichenlehrerin Marie Seeler verzierten Leinwänden sind unter anderem eine Ansicht des Wismarer Hafens mit einem Dampfschiff, einer Kogge und Booten, der Wasserturm und die katholische Kirche St. Laurentius am Turnplatz sowie der Wasserturm am Lindengarten abgebildet. Eine lange Blasentank-Reihe schließt die Bilder ab.
Dazu gesellen sich die Jahreszahl 1903, das große Wappen des Großherzogs Friedrich Franz IV. zu Mecklenburg, das kleine Wappenschild von Kaiser Wilhelm II. und das historische Stadtwappen der Stadt Wismar, das bis zum Jahr 1918 in Gebrauch war. Die Wappen sind durch ein rotes Band miteinander verbunden, was Freundschaft und Verbundenheit symbolisieren soll. Außerdem ist dort folgender Spruch zu lesen: "Am deutschen Meer von Grün umlaubt, kein Fremdling mehr in deutschen Landen, als Kind der Heimat uns erstanden, erhebst du frei und stolz dein Haupt."
Der Fokus wurde auf "neue" Gebäude gelegt. Die Stadtsilhouette ist jedoch stark romantisiert, vor allem rechts unten im Apfelbaumgarten. Die Darstellung des Wassers ist nicht korrekt, die Ostsee reicht zum Beispiel bis an den Wasserturm am Turnplatz heran. "Die Künstlerin wollte wohl die Ansicht Merains von 1653 aufgreifen und zeigen: Wismar ist von Wasser umgeben", so Maximilian Marotz vom Sachgebiet Sammlungen und Ausstellungen des Museums Schabbell.
Die Verse auf der Vorder- und Rückseite stammen wahrscheinlich von August Grebbin, einem Malermeister, der in der Wilhelmstraße 8 (heute Claus-Jesup-Straße) wohnte.
Bekannt ist, dass das Objekt im Rahmen der 100-Jahrfeier 1903 entworfen wurde. Gefeiert wurden damals die Rückgabe Wismars an das Großherzogtum Mecklenburg und die Auflösung des Pfandvertrages von 1803. Damit war die Wismarer Schwedenzeit offiziell beendet. Im Rahmen dieser Feierlichkeiten wurde Wismar herausgeputzt. Und es wurden viele Kunstgegenstände produziert.
"Die Schwedenköpfe, die auch auf dem Paravent zu sehen sind, wurden in dieser Zeit im Stile der Heimatbewegung zu einem identitätsstiftenden Merkmal der damaligen Seestadt Wismar stilisiert und herausgearbeitet", sagte Maximilian Marotz. "Die Schwedenköpfe sind wahrscheinlich um 1903 zu einem Markenzeichen der Stadt geworden, sie stehen für Modernität und Aufgeschlossenheit", erklärte Museumsleiterin Corinna Schubert.
Von Marie Seeler ist bekannt, dass sie vom Gut Levetzow nach Wismar kam, unverheiratet war und in der Böttcherstraße 15 wohnte. Ab dem Jahr 1925 wurde sie in den Adressbüchern als Rentnerin geführt.
Der 1,60 Meter hohe und aufgeklappt 1,80 Meter breite Paravent, der dazu diente, größere Dinge oder Raumteile abzudecken, war vermutlich ein Auftragswerk und ein Geschenk für den Großherzog von Mecklenburg-Schwerin. Constanze Köster sprach von einem "Glücksfund". Sie hatte das Möbelstück in einem Auktionskatalog entdeckt und in Berlin im Namen der Fielmann Group erworben.
"Ich bin froh, dass wir dieses sehr schöne, wichtige und symbolhafte Objekt in unsere Sammlung integrieren können", so Museumschefin Schubert. "Wir wollen die Geschichte anhand der Exponate erzählen. Noch gibt es jedoch zu diesem Möbelstück, auf dem übrigens der Name ,Wismar' nicht auftaucht, viel Forschungsbedarf." Bürgermeister Thomas Beyer sagte: "Ich finde, es ist ein prunkvolles Stück, dass gut in unser Museum passt."
April bis September
täglich
09.00 - 17.00 Uhr
Oktober bis März
täglich
10.00 - 16.00 Uhr
Änderungen vorbehalten, siehe Aushänge Tourist-Information