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01.11.2022

Neue Stolpersteine in der Altstadt von Wismar

Sie werden am 9. November 2022 verlegt und erinnern an Fritz Stein und Familie Rosenberg. Ein Solo-Programm gibt es am 8. November 2022 im Theater Wismar.

Am Mittwoch, dem 9. November 2022, werden sechs Stolpersteine in der Hansestadt Wismar verlegt: um 11.00 Uhr am Spiegelberg 54 und danach in der ABC-Straße 11. Die Stolpersteine erinnern an Fritz Stein und Familie Rosenberg. Zur Verlegung sind interessierte Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen.

Fritz Stein, geboren 1904, wurde im Jahr 1940 verhaftet und nach Paragraf 175 verurteilt. Sein angebliches Verbrechen: Er liebte Männer. Homosexuelle Beziehungen waren in Deutschland seit dem Kaiserreich verboten. Doch unter den Nazis wurde der Paragraf 175 extrem verschärft. Allein der Verdacht, schwul zu sein, reichte aus, um verhaftet zu werden. Im Jahr 1942 wurde Fritz Stein nach Ausschwitz deportiert und dort am 31. März 1942 ermordet. Die Patenschaft für den Stolperstein für Fritz Stein hat Ministerpräsidentin Manuela Schwesig übernommen.

Die Familie Rosenberg führte ab Mitte der 1920er-Jahre ein Schuh- und Bekleidungsgeschäft in der ABC-Straße. Sie musste bereits Anfang des Jahres 1935 aufgrund der Repressalien und Boykottmaßnahmen aufgeben. Nach dem erzwungenen Konkurs und der Haushaltsauflösung reiste die Familie nach Warschau und von dort aus in das Ghetto Radom. Die Familie überlebt den Krieg nicht.

Das Ghetto Radom wurde unter deutscher Besatzung im Frühling 1941 in Radom eingerichtet und zählte etwa 33.000 Insassen. Die überwiegende Mehrheit der jüdischen Bevölkerung im Ghetto wurden auf verschiedenste Weise ermordet: Tod durch Erschöpfung, Fehlen medizinischer Versorgung, Erschießen, Zwangsarbeit oder aufgrund der vorherrschenden hygienischen Bedingungen.

Folgender Ablauf ist für den 9. November 2022 geplant:

Um 11.00 Uhr wird der Stolperstein für Fritz Stein am Spiegelberg 54 verlegt. Es folgen die Steine für Familie Rosenberg in der ABC-Straße 11.

Im Nachgang sind Interessierte zu einem Gespräch mit den Angehörigen von Fritz Stein sowie Herrn Wenke, der maßgeblich für die Recherche und der Verlegung verantwortlich ist, sowie Schülerinnen und Schülern des Gerhart-Hauptmann-Gymnasiums in das Stadtarchiv, Gerberstraße 9a, eingeladen.

Dokument anzeigen: Wir erinnern an Fritz Stein
von Jürgen Wenke, Stand 1.10.2022

PDF, 2.7 MB

Weitere Informationen unter https://www.stolpersteine-homosexuelle.de/fritz-stein.

Soloprogramm im Theater Wismar am 8. November 2022

Am Vorabend der Verlegung wird anlässlich des 9. Novembers das Soloprogramm "Heinrich Heine – Deutschland ein Wintermärchen" mit Benjamin Kernen gezeigt.

Souverän in Sprache und Witz, fragt Heine 1844 in seinen dichterischen Reisebildern, was aus dem Traum eines demokratischen Deutschlands geworden ist. Ein Mann mit einem geheimnisvollen Koffer betritt einen kargen Raum, eine Absteige womöglich, und er beginnt mit der Erzählung seiner Reise durch Deutschland. Während er erzählt, immer wieder unterbricht und mit dem Publikum scherzt, öffnet der Mann den Koffer und entdeckt dabei überraschend neue Sichtweisen auf Deutschland und Heines Vision eines Europas, die bestehenden Nationalismus und althergebrachte Engstirnigkeit nicht nur benennt, sondern überwinden will.

"Deutschland. Ein Wintermärchen" ist ein moderner, medial aufbereiteter Abend über die ewige Suche nach dem Sehnsuchtsort "Heimat", dem Vertrauten in der ständig wechselnden Fremde des Alltags und dem Ankommen bei sich selbst. 
Dienstag, 8. November 2022, um 19.00 Uhr, Theater Wismar
Karten sind in der Tourist-Information sowie an der Abendbühne erhältlich.

Zum Projekt Stolpersteine

Auf einer Messingplatte auf einem 10 mal 10 Zentimeter großen Pflasterstein ist der Name, das Geburts- und das Todesdatum eines Menschen, der zwischen 1933 und 1945 ermordet oder verfolgt wurde, eingraviert. Die Steine werden vor den letzten freiwilligen Wohnorten verlegt, an denen jene Menschen gelebt oder gearbeitet haben. Es ist ein Kunstprojekt für Europa von Gunter Demnig und erinnert an die Vertreibung und Vernichtung der Juden, der Sinti und Roma, der politisch Verfolgten, der Homosexuellen, der Zeugen Jehovas und der Euthanasieopfer im Nationalsozialismus.

Quelle: Gleichstellungsbeauftragte der Hansestadt Wismar