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26.07.2022

Besonderes Trinkgefäß vervollständigt Ausstellung zur Schwedenzeit

Dank einer großzügigen Spende kann mithilfe der Fielmann AG der Ausstellung zur Schwedenzeit im Stadtgeschichtlichen Museum ein kleines, aber nicht unbedeutendes Detail hinzugefügt werden. Am Montag, dem 25. Juli 2022, überreichte der Museumsverein e.V. das liebevoll verzierte Trinkgefäß aus Zinn: das „Wismarer Rörken“. Es gehörte dem Wismarer Johan Hinrich Schönfelt, welcher das Rörken im Jahre 1736 in der Werkstatt des Zinngießers Hans Lambrecht anfertigen ließ.

Der Begriff Rörken (oder auch Röhrken/Röhrchen) ist Ihnen sicher unbekannt, denn er ist in keinem niederdeutschen Wörterbuch auffindbar. Vermutlich leitet sich das Wort von „Kanne“ ab; das lateinische Wort „canna“ bedeutet so viel wie Rohr.

Das Trinkgefäß war jedoch kein Alltagsgegenstand, sondern fand ausschließlich im Handwerksamt Gebrauch, z.B. beim Biertrinken auf Zusammenkünften der Ämter. Für die Kürschner (Handwerker, die Tierfelle zu Pelzprodukten verarbeiten) ist für das 18. Jahrhundert belegbar, dass die Gesellen beim Amtsantritt dem Amt ein Rörken spenden mussten; ebenso die Meister. Die Wismarer Maurer stellen 1736 die Regel auf: "Wenn ein Geselle ein Rohrchen umstoßet und so viel Bier vergießet daß er nicht kann mit der Hand bedecken…" muss er eine Strafe von zwei Schilling zahlen.

Bedenkt man, wie viel auf solchen Zusammenkünften getrunken wurde, erscheint dies eine durchaus sinnvolle Maßnahme zu sein; immerhin vernichteten beispielsweise die 28 Mitglieder der Wismarer Schiffercompagnie 1749 auf ihrer vierteljährlichen Zusammenkunft neben einer Tonne (Wismarer Tonne fasst 118 l) Bier auch 22 Stoop (war ein Volumenmaß in Schweden; entspricht etwa 44 l) Branntwein. Das Getränk wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts aus Frankreich importiert und erfreute sich unter Handwerkern großer Beliebtheit.

Welchem Amt der ursprüngliche Besitzer des neuen Exponates, das nun zurück in die Heimat fand, angehörte, ist leider nicht mit Sicherheit bekannt. Nichtsdestotrotz kann der gut erhaltene Rörken mit dem eingravierten Namen "Johan Hinrich Schönfelt" bald im Museum als weiteres Puzzleteil aus der Vergangenheit bestaunt werden.

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